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Büchner & die Demokratie

Friede den Hütten - aber wie?

Anlässlich zweier bedeutenden Tage der deutschen Demokratiegeschichte – dem 3. Oktober und dem 9. November – laden wir zum Austausch mit Wissenschaftler*innen ein, in deren Forschung und Lehre „Demokratie“ von zentraler Bedeutung ist.

Mit jeweils zwei Symposien am BüchnerHaus in Goddelau und im Museum der Weidigstadt Butzbach setzen wir die Debatte zu „Friede den Hütten?“ fort, die wir mit der Diskussion beim republikanischen Café im Juli mit Gregor Gysi und Bascha Mika begonnen haben.

Georg Büchner und Friedrich Weidig haben die Revolution von 1848 nicht erlebt – beide starben 1837. Beide standen in einer langen Linie der Kämpfe um Freiheit und Gleichheit, begonnen mit den ersten demokratischen Versuchen auf deutschem Boden von 1793. Diese lange Linie hat kein Ende: wir stehen in Verbindung mit den Republikanern der Vergangenheit und könnten – und wollten - „mehr Demokratie wagen“. Aktuell droht aber stattdessen weniger Demokratie und mehr Autokratie – demokratische Prozesse werden in Frage gestellt und gelten nicht mehr unter allen Umständen als das optimale Entscheidungsprinzip. Weisen uns die Erfahrungen der Vorkämpfer*innen der Demokratie Mittel und Wege, das Erreichte zu verteidigen?

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Symposium 1

Museum Butzbach
Dienstag, 03.10.23. um 16:00 Uhr
BüchnerHaus Goddelau
Mittwoch, 04.10.23. um 16:00 Uhr

> DEMOKRATISCHE STRÖMUNGEN IN DEUTSCHLAND 1789 BIS 1848
Prof. Dr. Peter Brandt
leitete bis März 2014 den Arbeitsbereich bzw. das Lehrgebiet "Neuere Deutsche und Europäische Geschichte" (jetzt: Lehrgebiet "Geschichte der Europäischen Moderne). 2003-2017 Direktor des interdisziplinären Dimitris-Tsatsos-Instituts für Europäische Verfassungswissenschaften (DTIEV). Ehrendirektor des Dimitris-Tsatsos-Instituts für Europäische Verfassungswissenschaften seit 2017. Peter Brandt hat 1973 an der Freien Universität Berlin mit einer Dissertation über die Rekonstruktion der deutschen Arbeiterbewegung 1945/46 am Beispiel Bremens promoviert und sich 1988 an der Technischen Universität Berlin mit einem Werk über die Vor- und Frühgeschichte der Burschenschaft im Rahmen der Entstehung der deutschen Nationalbewegung im frühen 19. Jahrhundert habilitiert

FRAUEN IN DER REVOLUTION 1848/49
Alexandra Bleyer
Alexandra Bleyer ist promovierte Historikerin und freie Autorin. Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Arbeit sind neben Propaganda das Zeitalter Napoleons und der Vormärz. Bei Reclam erschien zuletzt „1848. Erfolgsgeschichte einer gescheiterten Revolution“.

„Wo sie das Volk meinen, da zählen die Frauen nicht mit.“ (Louise Otto-Peters) Weibliches Handeln in der Revolution war vor allem eines: vielfältig. Das wird anhand ausgewählter Beispiele - von der Republikanerin Amalie Struve über "Parlamentsmutter" Clothilde Koch-Gontard bis hin zu Erzherzogin Sophie - verdeutlicht. 1848 schrieben auch mutige Frauen Geschichte.

> ZUR IDEENGESCHICHTE VON „DEMOKRATIE“
Prof. Dr. Michael Dreyer
Seit dem Wintersemester 2005/​06 ist Michael Dreyer als Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena tätig. 2002 habilitierte er sich für Politikwissenschaft in Jena. Von 2002 bis 2006 wirkte er in den USA als DAAD-Professor an der Northwestern University in Evanston, Illinois.
Seine Forschungsschwerpunkte sind Ideengeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts (Deutschland, USA), Politisches System der USA (v.a. Supreme Court), Minderheiten und Politische Theorie, Föderalismus. Zu allen Themen liegen Veröffentlichungen vor.
Dreyer ist Mitglied in mehreren politikwissenschaftlichen Vereinigungen und seit 2009 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates des Weimarer Rendezvous.

> Präsentationsfolien des Vortrags als PDF

Eintritt frei
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Symposium 2

BüchnerHaus Goddelau
Donnerstag, 09.11.23. um 16:00 Uhr
Museum Butzbach
Freitag, 10.11.23. um 16:00 Uhr

EIN GESPENST GING UM IN EUROPA – DAS GESPENST DER REVOLUTION
Was war neu an der Idee der Amerikanischen und Französischen Revolution? Warum war sie so wirkmächtig? Im Napoleonischen Gewand und unter dessen Ägide, als „Revolution von oben“, nahm sie auch in Deutschland Gestalt an, um alsbald der Reaktion anheimzufallen. So beflügelte sie die Idee der „Revolution von unten“. Eine Spirale von Repression und emanzipatorischer Gegenwehr kennzeichneten den langen Weg bis 1848. Wie nahm sich diese Gegenwehr aus? Wer waren ihre Träger, darunter Büchner und Weidig? Was erstrebten sie?
Prof. Dr. Gad Arnsberg

Hochschullehrer für Geschichte und Leiter der Internationalen Abteilung am Beit Berl College (Israel), war im Sommersemester 1997 als Gastprofessor am Institut für Jüdische Studien (FB 3). Arnsberg, der an den Universitäten Frankfurt a.M. und Tel Aviv Volkswirtschaft, Geschichte und Politik studiert hat, promovierte 1986 in Tel Aviv.


FEMINISMUS UND INTERSEKTIONALITÄT AM BEISPIEL VON VICTORIA WOODHULL
„Intersektionalität“ ist zwar ein vergleichsweise neuer Begriff, aber kein neues Phänomen. Als die Feministin, Wunderheilerin, Sozialistin und Wall-Street-Brokerin Victoria Woodhull im Jahr 1872 für die US-Präsidentschaft kandidierte, machte sie die Verwobenheit unterschiedlicher Diskriminierungsformen zu ihrer politischen Praxis. Schwarze Abolitionisten und Sexarbeiterinnen, Frauenrechtlerinnen und Gewerkschaftsfunktionäre, Fabrikarbeiterinnen und bürgerliche Reformer unterstützten ihre Kampagne. Kann sie heute ein Vorbild für inklusiven demokratischen Aktivismus sein? 
Dr. Antje Schrupp
Geboren 1964 in Weilburg, studierte Politikwissenschaft, ev. Theologie und Philosophie in Frankfurt am Main, Volontariat beim Ev. Pressedienst, arbeitet als Redakteurin, Publizistin und Referentin. Ihre Schwerpunktthemen sind weibliche politische Ideengeschichte, Geschichte des Sozialismus sowie religiöse Weltanschauungen.

„DEMOKRATIE: DIE SCHLIMMSTE FORM VON REGIERUNG - MIT AUSNAHME ALLER ANDEREN“
Bemerkungen über die enorme Schwierigkeit, die allein schon der Gedanke, geschweige die Praxis einer demokratischen Willensbildung, Beschlussfassung und Administration bedeuten. Schwierig, fast „undenkbar“, war Demokratie bis vor ganz kurzem noch, und auch heute ist sie es für einen Großteil der Welt. Und da, wo es sie als Regierungsform gibt, ist sie für jede Art von Missbrauch und Korruption offen. Und heute, wo alle reden und keiner zuhört, und alle ihr eigenes Medium sind, das umso besser ferngesteuert und gelenkt werden kann, ist sie selbst in den demokratischsten Ländern eine Form der Politik, die jederzeit hart am Abgrund siedelt - außer, wenn sie von außen herausgefordert wird: dann kann sie auch ihre Stärken ausspielen und ihre Zähne zeigen.
Dr. Gerd Koenen
1966-1972 Studium der Geschichte und Politikwissenschaften in Tübingen und Frankfurt; Dissertation zum Thema „Rom oder Moskau? Deutschland, der Westen und die Revolutionierung Russlands; 2007 „Leipziger Buchpreis zur europäischen Verständigung“ (zusammen mit Mikhail Ryklin) für das Buch „Der Russland-Komplex“

Eintritt frei

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